Zwischen 60 und 200 Menschen warten derzeit seit Tagen bis Wochen vor den zwei offiziellen Transit-Zonen an der ungarisch-serbischen Grenze in Kelebija und Horgos. Die ungarischen Behörden reduzierten den Einlass von Refugees von 30 auf 20 pro Tag, häufig akzeptieren sie nur 12 bis 15 Menschen. Normalerweise wählen sie eine oder zwei Familien aus, lassen sie ein und schließen die Tür für einen weiteren Tag. In den letzten Tagen war die gängige Praxis nur syrische oder irakische Familien einzulassen. Den afghanischen, pakistanischen, iranischen und somalischen Familien bleibt nur auszuharren oder vollkommen erschöpft nach Belgrad zurückzukehren. Eine afghanische Familie mit mehreren kleineren Kindern ist seit 4 Tagen und Nächten dort gestrandet. Die Mutter ist schwanger. Sie haben sowohl auf der serbischen als auch ungarischen Seite mit dem UNHCR geredet - ohne Erfolg.
Bisher haben nur MSF und der UNHCR Zugang zu den gestrandeten Menschen auf der serbischen Seite der ungarischen Transit Zone. Es gibt keine anderen Support Strukturen. Niemandem wird erlaubt Zelte auszugeben, was dazu führt, dass Menschen jeglichem Wetter ausgeliefert sind. Es gibt keinerlei sanitäre Anlagen. Die Situation verschärft sich täglich.
In Belgrad beobachteten wir in der letzten Woche ca. 200-300 Neuankünfte pro Tag. Die tatsächliche Anzahl ist möglichweise doppelt so hoch. Die Anzahl verringert sich nicht, sondern erhöht sich! Die meisten der in Belgrad ankommenden Menschen kommen über Bulgarien, wo sie inhaftiert, gefoltert, durch Wälder verfolgt und für viele Stunden laufen mussten, ohne Essen und Wasser. Nichtsdestotrotz planen NGO’s sich aus vielen Orten zurückzuziehen, ihre Projekte auslaufen zu lassen, obwohl die Zahlen zeigen, dass der Bedarf an Unterstützung steigt.
Macht die Augen auf und reagiert früh genug überall in Serbien und Ungarn! Wir wollen nicht, dass sich der Sommer 2015 wiederholt!